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Biogas/Biomasse ...

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Biomasse als Lösung unserer Energieprobleme?
von Dr. Lutz Niemann vom 11.09.2008

Nach 1998 wurde die Regierungsverantwortung von Rot-Grün übernommen und das Programm der ”Energiewende“ angeschoben, der Ersatz der Kernenergie durch Erneuerbare Energien. Im großen Stil wurden Windräder und Solarstromanlagen gebaut, die aber die Grundlastversorgung der Kernkraftwerke ”Rund-um-die-Uhr“ nicht ersetzen können, denn der Wind hat oft Flaute, die Sonne geht abends unter. Daher wurde an vielen Stellen als Lösung Biomasse ins Spiel gebracht 1, 2, 3, sie sollte etwa 25% der Stromerzeugung übernehmen, was dem Kernenergieanteil von ca. 150 Mrd. kWh pro Jahr entspricht. In der Tat ist es so, dass Biomasse eine Möglichkeit bietet, Strom nach Bedarf zu jeder Tageszeit bereit zu stellen. Aber ist diese Möglichkeit ausreichend, den durch Ausfall der Kernkraft entstehen Bedarf zu decken? Die Antwort heißt eindeutig ”NEIN“. Im folgenden soll auf drei verschieden Arten begründet werden, dass unsere gesamte Ackerfläche nicht ausreicht, die ihnen zugedachte Rolle zu erfüllen.

    1. Wir wollen berechnen, wie viel Biomasse auf Deutschlands Ackerfläche erzeugt werden kann: Als Beispiel wählen wir einen Hektar Ackerfläche, der z. B. mit Weizen bestellt sein möge: Ein ha liefert ca. 6 Tonnen Weizen. Dieser hat einen Energieinhalt von ca. 24 000 kWh (1kg hat ca. 4kWh). Daraus kann man etwa 8 000 kWh Strom machen (Wirkungsgrad 1/3). Die Ackerfläche in Deutschland von 12 Mill. ha könnte dann ca. 100 Mrd. kWh Strom liefern (12 Mill. mal 8000 kWh). Wir brauchen aber 150 Mrd. kWh Strom zum Ersatz der Kernkraft oder für das Öko-Kombi-Kraftwerk nach 1, 2. Das zitierte Öko-Kombi-Kraftwerk erfordert neben dem vollständigen Ausstieg aus der Nahrungsmittelerzeugung in Deutschland noch zusätzlich Einfuhr weiterer Biomasse. Die Verwendung von Stroh zur Stromerzeugung verbietet sich, denn die organischen Reststoffe gehören auf den Acker, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Siehe dazu  www.buerger-fuer-technik.de/ unter 11.1 Landwirtschaft, ”Bedeutung von Stroh für die Bodenfruchtbarkeit“, von Dietrich Hähnel.

Eine zweite Rechnung auf andere Art:

    2. Ein Mensch braucht bei uns ca. 1000 kWh in Form von Nahrung im Jahr (bei wenig körperlicher Betätigung, körperliche Schwerstarbeit gibt es zum Glück kaum noch). Für 82 Mill. Menschen sind also 82 Mrd. kWh Nahrung erforderlich. Aber unser Land ist nicht autark in der Ernährung, es ernährt seine Menschen nur zu ca. 70% (Schlussfolgerung aus dem Saldo von Import und Export im Nahrungsmittelbereich). Also erbringt unsere Land- und Viehwirtschaft Biomasse mit einem Energieinhalt von rund 60 Mrd. kWh in der Form menschlicher Nahrung. Wir brauchen aber 150 Mrd. kWh im Jahr sehr viel mehr.

Und noch eine drittes Argument:

    3. Die Wirkungsgrade sind beim Kernkraftwerk 33%. Bei Solarstromherstellung sind es rund 10%. Bei der Biomasseerzeugung durch Pflanzenwachstum liegt der Wirkungsgrad zwischen 0,06% (Wald, schlechter Boden, keine Düngung) und 0,3% (bei Zuckerrüben, intensive Landnutzung). Bei der weiteren Stromerzeugung über ein Dampfkraftwerk kommt noch der Faktor ein Drittel hinzu, so dass der Gesamtwirkungsgrad für die Stromerzeugung zwischen 0,02 und 0,1 liegt. Es gehen bei Stromerzeugung über Biomasse 99,9 bis 99,98% der Sonnenenergie verloren. Diese Stromerzeugung ist die bei weitem uneffektivste Möglichkeit, eine Energieverschwendung von gigantischem Ausmaß.

Durch eine einfache Rechnung kann überdies gezeigt werden, dass der gesamte Wald in Deutschland gerade ca. 5 Jahre reichen würde, wenn unser gesamter Wärmebedarf damit gedeckt werden müsste. Dies ist ein weiterer Hinweis auf die Begrenztheit und Kostbarkeit der Biomasse.

Die Ackerflächen sind für die menschliche Ernährung zu nutzen, alles andere ist Frevel gegenüber unseren Mitmenschen auf dieser Welt, denen Nahrung fehlt.

Der Wald liefert Holz als sehr wichtigen Werkstoff. Nur was übrig bleibt, darf anderweitig verwendet werden.

Die Wohlstandsansprüche der Industrieländer durch Biomasse befriedigen zu wollen, zeigt Unkenntnis der wahren Verhältnisse an, es beweist Unfähigkeit im Umgang mit einfachsten Zahlen.

  1. FOCUS vom 24.09.2007 ”Sichere Versorgung mit Alternativstrom“
  2. Vortrag von Hans-Josef Fell (MdB, DIE GRÜNEN) in Holzkirchen, 30.07.2008, “Voller Energie für ein besseres Klima – Nachhaltige Energiepolitik oder Klimakatastrophe und Armut?“
  3. Energie-Kongress von Greenpeace am 20./21.10.2006 in Mannheim

Dr. Lutz Niemann