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Gentechnisch veränderte Zuckerrüben
von Dr. Ludwig Lindner vom 29.06.2009

Die KWS Saat in Einbeck ist ein international tätiges Saatzucht-Unternehmen mit 2.700 Mitarbeitern in 65 Ländern mit Schwerpunkt auf den Segmenten Zuckerrüben, Mais, Getreide, Züchtung& Dienstleistungen. Der Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2007/2008 rund 600 Mill.€.

”Als führendes Unternehmen in der modernen Pflanzenzüchtung konzentriert sich die KWS SAAT AG dabei konsequent auf das, was ihr Kerngeschäft bestimmt und lenkt: Die Biodiversität in der Landwirtschaft.

Da anstoßen, tätig werden, weiterentwickeln und Stellung beziehen, wo wir eine unmittel- bare eigene Verantwortung und vor allem auch direkte eigene Einflussmöglichkeiten sehen – das ist unser Selbstverständnis.

Im Fokus, da für uns ein zentraler Lösungsansatz, stehen im ersten Schritt die Genbanken.“1)
KWS Saat hat gentechnisch veränderte Zuckerrüben auf den Markt gebracht, die große Vorteile bringen.

Probleme der konventionellen Unkrautregulierung und Einführung der herbizidtoleranten Zuckerrübe
Die Zuckerrübe entwickelt sich in ihrer Jugend (etwa bis zum 8-Blatt-Stadium) sehr langsam. Daher bieten sich gute Entwicklungsmöglichkeiten für Unkräuter und Ungräser im jungen Zuckerrübenbestand. Diese konkurrieren mit der Zuckerrübe stark um Wasser, Nährstoffe und Licht. Um diese Konkurrenzsituation jedoch zu vermeiden, beginnt die Unkrautbekämpfung im Vegetationsverlauf sehr früh kurz nach der Aussaat entweder vor dem Auflaufen oder kurz nach dem Auflaufen der Zuckerrüben. Hierzu werden sowohl chemische als auch mechanische Verfahren der Unkrautbekämpfung genutzt.

Um diesem Problem begegnen zu können, wurden seit Beginn der 90er Jahre herbizidtolerante Zuckerrüben entwickelt. Sie stellen eine der Antworten von Landwirten auf die Anforderungen nach einer einfacheren, effizienteren und umweltfreundlicheren Unkrautbekämpfung dar. Herbizidtolerante Zuckerrüben tragen dazu bei, eine flexiblere Unkrautbekämpfung mit einer geringeren Aufwandmenge an Pflanzenschutzmitteln zu ermöglichen. Die mithilfe von gentechnischen Methoden veränderte Zuckerrübe, die gegenüber dem Wirkstoff Glyphosat tolerant ist, konnte im Jahr 2007 zunächst auf dem amerikanischen Markt erfolgreich eingeführt werden.

Herbizidtolerante Zuckerrübe H7-1 (Roundup Ready®): Was wurde verändert?
Die herbizidtoleranten Zuckerrüben H7-1 wurden gentechnisch so verändert, dass sie gegenüber dem Wirkstoff Glyphosat (im Herbizid Roundup® enthalten) tolerant sind. Damit ist eine chemische Unkrautregulierung während der gesamten Vegetationsperiode der Zuckerrübe möglich.

Glyphosat ist ein Breitbandwirkstoff, der das Protein „5-enolpyruvylshikimate-3-phosphate-synthase“ (EPSPS) in den grünen Pflanzenteilen blockiert. Dieses Protein, das in allen Pflanzen vorkommt, wird zur Produktion von aromatischen Aminosäuren benötigt. Wird nun EPSPS durch das Glyphosat blockiert, so wird die Produktion dieser Aminosäuren gehemmt und damit das Wachstum der Pflanzen verhindert, was letztlich zum Absterben der Pflanzen führt.

Die herbizidtoleranten Zuckerrüben produzieren nun ein EPSPS-Protein, das gegenüber Glyphosat tolerant ist. Das eingebrachte EPSPS-Protein stammt aus einem Bodenbakterium, welches das pflanzeneigene EPSPS-Protein ersetzt, und gewährleistet damit die kontinuierliche Produktion der aromatischen Aminosäuren – auch wenn die Pflanzen mit dem Herbizid behandelt werden.

Die Vorteile der herbizidtoleranten Zuckerrübe sind:

  • wirksamere und flexiblere Unkrautkontrolle
  • einfache Handhabung
  • kostengünstigere Unkrautbekämpfung
  • keine Ertragsdepression
  • reduzierte Bodenbearbeitung möglich
  • geringerer Energieeinsatz1)

KWS Saat arbeitet im Bereich Forschung und Entwicklung mit zahlreichen Partnern aus Wissenschaft und Industrie zusammen – einer dieser Partner ist Monsanto. Die Roundup Ready Zuckerrübe entstand in einem gemeinsamen Projekt von Monsanto und KWS, bei dem sich die Technologien und das Know-how beider Firmen ergänzten. Monsanto stellte dabei das verwendete Gen für die Herbizidtoleranz zur Verfügung und KWS führte die Transformation der Zuckerrüben durch1) .

Das BVL (Bundesamt fr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ) hat in seiner Pressemitteilung vom 1.4.08 mitgeteilt, dass es bei Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen keine Risiken für Mensch und Umwelt sieht und die Freisetzung dieser gentechnisch veränderter Zuckerrüben genehmigt2).

KWS Saat vertreibt die gentechnisch veränderten Rübensamen unter dem Namen Roundup Ready® Zuckerrübe.Die Landwirte in Nordamerika sind von den Vorteilen der Roundup Ready® Zuckerrübe voll und ganz überzeugt: Bereits im zweiten Jahr des Anbaus wurden im Jahr 2008 Zuckerrübensorten mit diesem Merkmal auf rund 60 % der Anbaufläche in den USA angebaut. In 2009 erfolgt eine Ausdehnung auf über 90 % bzw. rd. 450.000 ha – das ist  mehr als die gesamte derzeitige Anbaufläche von Zuckerrüben in Deutschland. Dieses ist die erfolgreichste Markteinführung, die je ein neues gentechnisches Merkmal in Nordamerika erreicht hat.

Durch eine schonende Bodenbearbeitung, einen verringerten Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und die Reduzierung von Pflegemaßnahmen haben die nordamerikanischen Landwirte nicht nur ihre Einkommenssituation durch den Anbau dieser Zuckerrüben verbessern können, sondern darüber hinaus auch einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz geleistet. KWS arbeitet daran, dass dieses Produkt in Zukunft auch europäischen Landwirten zur Verfügung gestellt werden kann.

Nach den erfolgreich durchgeführten Freilandversuchen im Jahre 2008 stehen in diesem Jahr weiterführende Versuchsfragestellungen in Deutschland im Blickpunkt: Wie viel Aufwand ist unter deutschen Anbaubedingungen notwendig, um die Zuckerrüben effizient und umweltschonend anzubauen? Wie viel Pflanzenschutzmittel kann ein Landwirt tatsächlich durch den Anbau der herbizidtoleranten Zuckerrübe einsparen?

Um Antworten auf diese Fragen näher zu kommen, werden im Jahr 2009 Versuche mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben in einem ersten Schritt an den Standorten Dreileben, Üplingen in der Magdeburger Börde  – der Heimat der Zuckerrübe –  durchgeführt. Eine Verfütterung der Zuckerrüben oder die Verwendung für Lebensmittelzwecke ist nicht zulässig. Nicht für Untersuchungen verwendetes Material muss vernichtet werden1).

Bis zu einer europäischen Markteinführung frühestens in 2015/16 werden die herbizidtoleranten Zuckerrüben in den Folgejahren in weiteren Versuchen ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen3).

Ideologische Gentechnikgegner waren bereits 2008 mit Zerstörungen und Besetzungen der Felder tätig: ”Die Besetzung zum jetzigen Zeitpunkt (April 2008) ist bitter nötig, denn die KWS Saat AG hat vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die Genehmigung für den Freilandversuch und würde voraussichtlich jetzt im April schon die ersten Gen-Rüben aussähen. Bei den Zuckerrüben handelt es sich um sogenannte "Roundup-Ready"-Zuckerrüben, die die KWS Saat AG gemeinsam mit Monsanto entwickelt hat.“4)

Es ist schlimm, dass die große Volkspartei SPD nach ihrem Regierungsprogramm eine EU-einheitliche Kennzeichnung von Produkten "ohne Gentechnik" einführen will5) und damit ein negatives Zeichen gegen die grüne Gentechnik setzt.

Literatur:

  1. http://www.kws.de/aw/KWS/Germany/Service_Presse/~cppv/KWS_im_DIALOG/
     Ausführliche Information durch KWS Saat vom 25.6.09.
  2. Pressemitteilung des Bundesamtes fr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vom 1.4.2008:BVL genehmigt Freisetzung gentechnisch veränderter Zuckerrüben
    http://idw-online.de/pages/de/news253253
  3. KWS Saat im Internet: http://www.kws.de/aw/KWS/~tfa/Germany
  4. ”Besetzt: Gen-Rüben Acker bei Northeim“ 12.4.08 http://de.indymedia.org/2008/04/213106.shtml
  5. Artikel über die Eckpunkte des SPD-Regierungsprogramms "Mindestlöhne, Bildungssoli, Frauenquote" in der Süddeutschen Zeitung vom 15.6.09

Dr. Ludwig Lindner